Erinnern

Schutt und Ehre

75 Jahre Sprengung der sogenannten „Ehrentempel“

Installation und Denkanstoß

Von 23. März bis 18. April 2022 zeigt SCHULTERSCHLUSS in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum München, am Max-Mannheimer-Platz die ortsspezifische Installation Schutt und Ehre. Zur Eröffnung stellen Christian Springer und Mirjam Zadoff (Direktorin des NS-Dokumentationszentrum München) das Projekt vor.

Eröffnung am 23.03.2022 um 11.00 Uhr auf dem Max-Mannheimer-Platz am NS-Dokumentationszentrum München

Sprengung Ehrentempel 1947
Sprengung der ‚Ehrentempel‘ in München, 1947 | Copyright: SZ Photo/Süddeutsche Zeitung Photo

Am 9. November 1935 weihte die NSDAP zwei ‚Ehrentempel‘ als Teile des neuen nationalsozialistischen Kult- und Machtzentrums am Königsplatz ein. In den beiden Säulenbauten erhielten die sechzehn ‚Blutzeugen‘, die beim Hitler-Putsch 1923 ums Leben kamen, eine neue Grabstätte. Nach Kriegsende 1945 wurden die Toten durch die US-Streitkräfte in ihre ursprünglichen Gräber zurückverlegt, die Tempel 1947 gesprengt. Die Sockel – einer davon grenzt direkt an das Grundstück des NS-Dokumentationszentrums – sind heute noch vorhanden, teilweise unter Buschwerk versteckt. Der natürliche Bewuchs hat die einstigen NS-Kultbauten überdeckt, aber nicht unsichtbar gemacht.

Immer wieder wurden Nutzungsalternativen diskutiert und verworfen. Die temporäre Installation Schutt und Ehre nimmt auf die gegenwärtige Situation Bezug: Fender aus der Seefahrt symbolisieren das jahrzehntelange ‚Rühr mich nicht an‘ der aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwundenen Mauerreste. Schutt und Ehre ist die Sichtbarmachung dieser wichtigen Leerstelle, die durch ihre Ungelöstheit klar macht, dass das Nachdenken und Reden über Geschichte nie abgeschlossen sein kann.

Boote auf den überfluteten Sockeln der "Ehrentempel", 1955 / Copyright: Bayerische Staatsbibliothek - Bildarchiv
"Ehrentempel" mit den Sarkophagen der sogenannten "Blutzeugen", 1939 / Copyright: Bayerische Staatsbibliothek - Bildarchiv

Eine neue Perspektive

Projektbegleitend werden sich Schülerinnen und Schüler der Städtischen Berufsschule für Spedition und Touristik München über die nächsten Monate mit den historisch belasteten Überresten auseinandersetzen. Fragen nach der Relevanz des Ortes für die kollektive Erinnerung oder nach der Bedeutung des Begriffs der „Ehre“ im Heute, sind nur einige Aspekte dieser Auseinandersetzung.

Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden am Ende des Schuljahres in Form von unterschiedlichen Videoformaten auf Sozialen Netzwerken veröffentlicht. Dadurch soll eine neue, junge Perspektive in den Diskurs um die sogenannten „Ehrentempel“ einfließen und das Potential des Ortes für eine lebendige Erinnerungskultur stärken.

Die Realisierung des Projekts, wurde durch die großzügige Unterstützung der Stiftung Hubert Beck ermöglicht.